Spatenstich für Gewaltschutzzentrum
Beratungsangebote, Unterkünfte für bis zu acht Frauen und eine Großkindertagesstätte – das alles soll das Gewaltschutzzentrum in Cloppenburg mit seinen drei Stockwerken unter einem Dach vereinen.
Mit dem heute erfolgten Spatenstich fiel der Startschuss für das seit 2018 in der Konzeption befindliche Projekt.
„Die Zeiten, in denen Prügel und Übergriffe im häuslichen Bereich achselzuckend als ‚private Angelegenheit‘ abgetan wurden, sind zwar hoffentlich vorbei“, sagte Bernhard Möller, Vorstandsvorsitzender des DRK-Kreisverbandes Cloppenburg, „doch wir haben als Gesellschaft noch immer einen weiten Weg vor uns. Wir haben als Gesellschaft immer noch einen weiten Weg vor uns. Wir haben das volle Ausmaß dieser Gewalttaten noch nicht begriffen; wir reden auch zu wenig darüber, wie viel Leid, Schmerz und Demütigung Frauen genau dort erfahren, wo sie sich eigentlich am sichersten fühlen müssten – zuhause, in der eigenen Familie“.
„Bereits seit 2018 gibt es Diskussionen für ein Frauenhaus im Landkreis Cloppenburg“, ergänzt Jan Hoffmann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Cloppenburg. „Ich bin froh, dass die Planungen nun so weit sind, dass wir heute den ersten Spatenstich setzen konnten“. Das Gewaltschutzzentrum, das planmäßig im Sommer 2023 fertiggestellt sein soll, werde Platz für acht Frauen und bis zu zwölf Kinder bieten. Ergänzt werde das Zentrum durch eine geschützte Dachterrasse und eine Großtagespflege für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren, in der die Kinder der Bewohnerinnen, aber auch externe Kinder, von Fachkräften betreut werden. Außerdem werden die Frauenberatung bei Bedrohung und Gewalt sowie die Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta einziehen. „Wir vereinen alle wichtigen Stellen unter einem Dach“, so Hoffmann.
Für die Sicherheit der Bewohnerinnen werde ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept sorgen – und die Beschaffenheit des Gebäudes an sich. „Die Beratungs- und Büroräume sowie die Wohnungen werden nur über einen separaten, geschützten Eingang erreichbar sein“, sagt Stephanie Bonk, Frauenberaterin des DRK-Kreisverbands Cloppenburg. „Das sorgt für maximale Sicherheit für die Bewohnerinnen. Wir arbeiten aktuell eng mit dem Beauftragten für Kriminalprävention der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta, einer Sicherheitsfirma und dem Architekten zusammen, um ein Sicherheitskonzept zu erstellen, das der zentralen Lage des Zentrums Rechnung trägt“. Denn anders als bei vielen andere Frauenhäusern werde die Lage der Schutzeinrichtung öffentlich bekannt sein – ein Umstand, der sich auch bei ähnlichen Einrichtungen in Espelkamp, Lübeck, Aurich oder Euskirchen wiederfindet. „Dadurch, dass das Thema ‚Frauen- und Kinderschutzhaus in Cloppenburg‘ hier bereits lange und öffentlich diskutiert wird und zu genau diesem Zwecke hier ein Neubau entsteht, wäre es illusorisch, zu glauben, man könne die Adresse der Einrichtung dauerhaft geheim halten“, so Bonk.
Durch den Schnitt der Wohnräumlichkeiten könne man zudem auch Jungen über 14 Jahren aufnehmen. „Manche Frauenhäuser lehnen es kategorisch ab, Jungs über 14 zu beherbergen“, erklärt Johannes Wilhelm, Bereichsleiter Soziale Dienste im DRK-Kreisverband Cloppenburg. „Dadurch, dass die Wohnräumlichkeiten wie kleine Apartments beschaffen und deswegen voneinander getrennt sind, soll dies im Gewaltschutzzentrum kein Problem darstellen. Wir tragen durch diese Besonderheit dazu bei, eine bundesweit klaffende Versorgungslücke zu schließen“. So sei es mittlerweile wissenschaftlich belegt, dass Jungen dazu tendieren, in künftigen Partnerschaften die Rolle des gewalttätigen Partners zu übernehmen. „Durch die Aufnahme von auch älteren Jungen können wir dazu beitragen, den Gewaltkreislauf zu durchbrechen und präventiv künftige häusliche Gewalt zu verhindern“, so Wilhelm.
Mit dem ersten Spatenstich beginnen nun auch die konkretisierenden Planungen. „Insgesamt wollen wir etwa 5,3 Vollzeitstellen schaffen“, berichtet Hoffmann. „Wir beginnen nun damit, Sozialpädagoginnen, Hauswirtschafterinnen, Erzieherinnen und weitere Fachkräfte zu akquirieren“. Das Gewaltschutzhaus wird sich in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes befinden.