Gegen Gewalt an Frauen
Seit 1960 wird am 25. November der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ abgehalten. Dabei handelt es sich um einen Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen. Im Landkreis Cloppenburg steht das Deutsche Rote Kreuz mit der Frauenberatungsstelle Opfern zur Seite. Doch wo beginnt Gewalt und wann ist es ratsam Hilfe aufzusuchen?
Im Jahr 2018 übernahm das DRK Kreisverband Cloppenburg e. V. die Trägerschaft des Frauennotrufes und der BISS Beratungs- und lnterventionsstelle für die Polizeiinspektion Cloppenburg-Vechta. Der ehemalige Frauennotruf wurde in dieser Zeit in „Frauenberatung bei Bedrohung und Gewalt" umbenannt. Den Schwerpunkt der Beratungen stellte vor allem die Arbeit mit von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen dar. Nach und nach entwickelte die Frauenberatung des DRK neben den telefonischen und persönlichen Beratungsangeboten auch Wege, präventiv gegen häusliche Gewalt vorzugehen. Dabei bietet das DRK Cloppenburg zum Beispiel begleitete Umgänge für Kinder hochstrittiger Eltern, informiert Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgänge über Warnsignale häuslicher Gewalt, macht Selbstbehauptungskurse für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter und informiert in einem Gemeinschaftsprojekt zum Thema Liebe.
Doch wo beginnt häusliche Gewalt? Vera Helmes, Frauenberaterin beim DRK Cloppenburg, beantwortet diese Frage wie folgt: „Häusliche Gewalt beginnt nicht erst bei einem körperlichen Angriff, sondern schon sehr viel früher. Es handelt sich hierbei um einen schleichenden Prozess, der oftmals unauffällig beginnt und sich mit der Zeit immer deutlicher bemerkbar macht. Dieser Prozess kann auch als Gewaltspirale bezeichnet werden, bei der es grundsätzlich darum geht, Macht und Kontrolle bewusst oder auch unbewusst über das Opfer zu erlangen.“ Diese Gewaltspirale nach Leonore Walker beschreibt, wie sich Täter und Opfer ihre Realität schönreden. Dabei ist Eifersucht mitunter eines der stärksten Triebfedern. Zum Beispiel versuchen Täter ihre Opfer unter Kontrolle zu halten und zu isolieren indem sie es verbieten, sich mit anderen Menschen und Freunden zu treffen. Auch die Abwertung des Partners durch ständige Kritik spielen dabei eine große Rolle, die früher oder später zu gewalttätigen Handlungen führen können. Wurde einmal zugeschlagen, finden Täter und Opfer gleichermaßen schnell eine passende Ausrede: „Sie hat mich so provoziert, dass mir einfach die Hand ausgerutscht ist.“, oder „Er ist ausgerastet, weil ich wieder mal etwas falsch gemacht habe.“ Das Entsetzen über einen derartigen Gewaltausbruch löst meist Reue beim Täter aus – auch Honeymoon-Phase genannt. Geschenke zur Wiedergutmachung werden gekauft und Versprechungen abgelegt, dass so etwas nie wieder passieren würde. Die Erfahrungen der Frauenberatungsstelle des DRK Cloppenburg zeigen allerdings, dass nach einer Phase der erneuten Verliebtheit oftmals beim nächsten Konflikt wieder die Schuld vom Täter auf das Opfer geschoben wird. Also der Grund des Gewaltausbruchs mit einem Fehlverhalten des Partners begründet wird. Das führt unweigerlich zu erneuten Spannungen und wiederkehrender Kontrolle in der Beziehung, die den schleichenden Neuanfang des Strudels der Gewaltspirale ebnen. „Die Abstände zwischen den jeweiligen Gewaltausbrüchen werden dabei immer kürzer.“, weiß Vera Helmes aus vielen Beratungsgesprächen zu berichten.
Wie kann aber nun, Opfern häuslicher Gewalt geholfen werden? „Der erste Schritt diesen Gewaltkreislauf zu durchbrechen, kann schon damit beginnen, sich einer nahestehenden Person anzuvertrauen. Wir vom Deutschen Roten Kreuz bieten allen Frauen und Mädchen telefonisch, persönlich und auf Wunsch auch anonym unsere Unterstützung an. Diese kann auch schon sehr frühzeitig stattfinden und nicht erst nach einem körperlichen Übergriff. Wir sind montags bis freitags verlässlich von 9 Uhr bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 04471 930 830 erreichbar.“, erklärt Helmes weiter. Zudem gibt es über den Landkreis hinaus noch das bundesweite Hilfetelefon, dass jederzeit erreichbar ist und über das in 17 verschiedenen Sprachen kommuniziert werden kann. Zu erreichen ist dieses Hilfetelefon unter 08000 116 016.